Mobilitätsmanagement für ältere Menschen beim VRS


Projekttitel: Mobilitätsmanagement für ältere Menschen beim VRS  Nr. 08133.1
Auftraggeber: Eugen-Otto-Butz-Stiftung 
Mittelgeber: Eugen-Otto-Butz-Stiftung 
Institution: Koordinierungsstelle für vernetzte Verkehrssicherheitsarbeit für Kinder und Jugendliche beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) 
Status: abgeschlossen 
Methode: Praxisprojekt 
Informationsquelle: Abschlussbericht 
Abstract: Problem
Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) initiierte im Rahmen des Mobilitätsmanagements in Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung Köln, dem Rheinischen Gemeindeunfallversicherungsverband (RGUVV) und dem Verkehrsministerium des Landes NRW eine Vernetzung der Mobilitätserziehung und der Verkehrssicherheitsarbeit für Kinder und Jugendliche. Aufgabe des Netzwerkes ist es, einen Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen den interessierten Kommunen zu institutionalisieren. Damit sollen einzelne lokale Erfahrungen für die gesamte Region nutzbar gemacht werden. Interessierte Kommunen haben sich zum Netzwerk „Verkehrssichere Städte und Gemeinden im Verkehrsverbund Rhein-Sieg“ (inzwischen Netzwerk „Verkehrssichere Städte und Gemeinden im Rheinland“) zusammengeschlossen. Neben der nachhaltigen Mobilität für Kinder und Jugendliche streben die Kommunen und Verkehrsunternehmen die Integration eines Mobilitätsmanagements für ältere Menschen in ihre Aktivitäten an.

Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht die Vernetzung der Maßnahmen und Akteure auf kommunaler Ebene. Die Kommunalverwaltungen, Verkehrsunternehmen, Schulen und andere Träger der Verkehrssicherheitsarbeit, insbesondere auch die ehrenamtlich Tätigen, sollen gemeinsam durch infrastrukturelle und bewusstseinsbildende Maßnahmen zu einer nachhaltigen Mobilität beitragen. Sie benötigen dazu Erfahrungsaustausch und Know-How-Transfer - sowohl interkommunal als auch institutionsübergreifend. Diesem Bedarf entsprechend wurde beim VRS eine regionale „Koordinierungsstelle“ eingerichtet. Zu ihren Aufgaben gehört u.a. die Beratung bei der Organisation der Kommunikation und Kooperation zwischen den unterschiedlichen Trägern der Verkehrssicherheitsarbeit und Mobilitätserziehung in den Kommunen, die Koordination der Maßnahmen auf regionaler Ebene, die Nutzbarmachung lokaler Erfahrungen für die gesamte Region und die Initiierung von gemeinsamen Maßnahmen.

Projektziel
Das Ziel des Projektes war die Einführung eines kommunalen Mobilitätsmanagements für ältere Menschen im Verkehrsverbund Rhein-Sieg und seine Integration in die bestehenden Strukturen und Kommunikationsprozesse der Kommunen, die sich zum Netzwerk „Verkehrssichere Städte und Gemeinden im Verkehrsverbund Rhein-Sieg“ (inzwischen Netzwerk „Verkehrssichere Städte und Gemeinden im Rheinland“) zusammengeschlossen hatten.

Vorgehen
Die Koordinierungsstelle stellte mögliche Maßnahmen zur Förderung der sicheren und eigenständigen Mobilität älterer Menschen als eigenständige Bausteine zusammen und stellte sie den Kommunen zur Verfügung. In einzelnen Kommunen wurden mit Hilfe der Koordinierungsstelle die jeweiligen ortsspezifischen Belange der älteren Menschen ermittelt und Maßnahmen umgesetzt. Hierbei organisierte die Koordinierungsstelle den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Kommunen.
Um das Fachwissen aus der Mobilitäts- und Verkehrssicherheitsforschung in die Netzwerkarbeit zu integrieren, wurden die Aktivitäten der Koordinierungsstelle wissenschaftlich begleitet.

Ergebnisse
Die Koordinierungsstelle hat die Mobilitätsbelange älterer Menschen in die Beratungstätigkeit sowie den Informations- und Erfahrungsaustausch mit den Mitgliedskommunen integriert.
Der Informations- und Erfahrungsaustausch mit und zwischen den Netzwerkkommunen erfolgt über:
  • Regelmäßige Treffen mit den Netzwerkkommunen auf der Bearbeiterebene in Form von Workshops
  • Newsletter (erscheint alle zwei Monate)
  • Fachgruppe Planung (trifft sich zwei Mal jährlich)
  • Handbuch zur kommunalen Verkehrssicherheitsarbeit (regelmäßige Ergänzungslieferungen, enthält die Ergebnisse der Fachgruppe Planung)
  • Infobrief für die Bürgermeister der Netzwerkkommunen (erscheint zwei Mal jährlich)
Die Integration der Mobilitätsbelange älterer Menschen in die kommunale Verkehrssicherheitsarbeit ist nicht in dem Umfang erfolgt wie es das Projektvorhaben beabsichtigt hatte. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe.
  • Fehlende Netzwerkstruktur
  • Fehlendes Problembewusstsein bei den Entscheidungsträgern
  • Fehlende Arbeitszeitkapazitäten
  • Zielgruppe der Senioren ist schwer zu erreichen
  • Fehlende Kenntnisse von Aktionen zur Verkehrssicherheit
Aus der Ursachenanalyse ergeben sich Handlungsfelder für die weitere Arbeit der Koordinierungsstelle, damit die Mobilitätsbelange der Senioren stärker als bisher in der kommunalen Verkehrssicherheitsarbeit verankert werden. Die einzelnen vorgesehenen Maßnahmen dazu sind:

1. Absprachen mit den Kommunen
Die Kommunen haben in den Abstimmungsgesprächen je nach Organisationsgrad unterschiedliche Formen der Unterstützung durch die Koordinierungsstelle gewünscht.

2. ÖPNV- Beratungskonzepte für Senioren
Die VRS GmbH wird ein Beratungs- und Informationsangebot für Senioren aufbauen. Das Projekt wird vom Verkehrsministerium des Landes NRW gefördert und hat eine Laufzeit bis zum 31.12.2010.
Mit der Konzeption und Realisierung eines Beratungs-, Informations- und Schulungsangebotes für ältere Menschen soll die Nutzung von Bus und Bahn bei älteren Menschen gefördert werden. Die Koordinierungsstelle wird mit den Verkehrsunternehmen und Kommunen verschiedene Angebote entwickeln und realisieren:
  • Beratung vor Ort durch ein „Kompetenzteam“
  • ÖPNV-Seminar
  • Multiplikatorenschulung
  • VRS-Moderatorenkoffer
  • Vorträge zum ÖPNV
Teil des Projektes ist auch die Organisation und Durchführung einer landesweiten Fachtagung zum Thema „Mobilitätsmarketing für ältere Menschen“ (Arbeitstitel).

3. Implementierung eines kommunalen Mobilitätsmanagements in zwei „Musterkommunen“
Durch Betreuung, Beratung und Qualifizierung vor Ort soll ein kommunales Mobilitätsmanagement für Senioren exemplarisch in zwei „Musterkommunen“ implementiert werden. Die Erkenntnisse des zweijährigen Demonstrationsprojektes werden in einem Handlungsleitfaden zusammengestellt. Antworten sollen insbesondere zu folgenden Fragestellungen gefunden werden:
  • Welche Hilfestellungen sind für Kommunen notwendig, damit ein Mobilitätsmanagement für Senioren auf kommunaler Ebene realisiert wird?
  • Welche Strukturen muss eine Kommunalverwaltung zur Umsetzung eines Mobilitätsmanagements aufbauen?
  • Wie können „Seniorenvertreter bzw. Seniorenverbände in ein kommunales Mobilitätsmanagement eingebunden werden?
  • Welche Erfolgsparameter der Arbeit lassen sich definieren und messen?
Hierzu hat die Koordinierungsstelle bei der Eugen-Otto-Butz-Stiftung einen Projektantrag gestellt.

4. Erstellung von kommunenspezifischen Handlungsleitfäden
Diese sollen aus folgenden Bausteinen bestehen:
  • Infoblatt über die Wichtigkeit des Themas für die Zukunft
  • Kommunalspezifische Daten zur demografischen Entwicklung
  • Kommunalspezifische Unfalldaten der Senioren (2003 bis 2007)
  • Handlungsleitfaden für ein kommunales Mobilitätsmanagement für Senioren mit Best-Practice-Beispielen aus dem Netzwerk
  • Maßnahmenkatalog: Verkehrssicherheitsaktionen für Senioren
  • Angebot eines Workshops vor Ort
  • Angebote der Koordinierungsstelle für Veranstaltungen
Eine direkte Ansprache der Bürgermeister mit kommunalspezifischen Daten bietet die Chance, dass das Thema gewichtiger als bisher auf die Agenda des Verwaltungshandelns gelangt.

5. Ausweitung des Netzwerkes auf den gesamten Regierungsbezirk Köln
Die Koordinierungsstelle hat die Beratungstätigkeit auf den gesamten
Regierungsbezirk Köln ausgedehnt. In allen Regierungsbezirken des Landes wurden inzwischen Netzwerke gegründet und Koordinierungsstellen eingerichtet. Mit der landesweiten Ausdehnung können sich nun alle Städte und Gemeinden des Regierungsbezirks Köln dem Netzwerk anschließen. Das VRS-Netzwerk führt daher seit dem 01. Juli 2008 den Namen Netzwerk „Verkehrssichere Städte und Gemeinden im Rheinland“. Bei den Beratungsgesprächen mit den neuen interessierten Kommunen wird die Seniorenmobilität als ein wesentlicher Baustein der kommunalen Verkehrssicherheitsarbeit berücksichtigt.