Untersuchung der unfallpräventiven Wirksamkeit der Busschule in Hilden


Projekttitel: Untersuchung der unfallpräventiven Wirksamkeit der Busschule in Hilden  Nr. 08233.1
Auftraggeber: Eugen-Otto-Butz-Stiftung 
Mittelgeber: Eugen-Otto-Butz-Stiftung 
Institution: Lehr- und Forschungsgebiet Straßenverkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik (SVPT) der Bergischen Universität Wuppertal 
Status: Abgeschlossen 2008 
Methode: Unfalldatenanalysen, Befragungen 
Informationsquelle: Schriftenreihe „Forschungsergebnisse für die Praxis“ der Eugen-Otto-Butz-Stiftung, Bd.3 
Abstract: Problem
Damit Kinder und Jugendliche den Umgang mit dem ÖPNV erlernen können, werden bundesweit zahlreiche Projekte durchgeführt. In „Busschulen“ trainieren Kinder der Sekundarstufe 1 die selbstständige Nutzung des ÖPNV. In Bezug auf die Verkehrssicherheit soll durch die Projekte erreicht werden, dass Zahl und Schwere von Unfällen in den Fahrzeugen und an den Haltestellen sinken, Vandalismus-schäden vermieden werden und sich das soziale Klima in den Fahrzeugen verbessert. Bisher wurden noch keine Untersuchungen durchgeführt, mit deren Hilfe der Einsatz von Busschulen beurteilt und eventuell optimiert werden kann.

Untersuchungsziel
Das Lehr- und Forschungsgebiet Straßenverkehrsplanung und -technik der Universität Wuppertal (SVPT) legte einen Studienentwurf vor, der darauf zielt, die Wirksamkeit der Busschule in Hilden im Hinblick auf die Entwicklung des Unfallgeschehens der 10- bis 15- Jährigen in Hilden auf Schul- und Freizeitwegen, das Mobilitätsverhalten und die subjektive Sicherheit zu untersuchen.

Vorgehen
Seit dem Jahr 2002 führt die Rheinbahn AG in Hilden die ersten Busschulen durch. Mit Hilfe der Unfallstatistik der Polizei und des Rheinischen Gemeindeunfallversicherungsverbandes wird die Zahl der Unfälle der Zielgruppe auf Schul- und Freizeitwegen mit dem ÖPNV ermittelt. Die Unfallzahlen der Zielgruppe vor der Einführung der Busschule in den Jahren 2000 und 2001 werden mit den Zahlen nach der Maßnahmeneinführung in den Jahren 2002, 2003, 2004 und soweit verfügbar 2005 verglichen. Neben der Analyse der Unfallstatistik werden in Hilden sowie einem Kontrollraum (Ratingen) Schülerbefragungen durchgeführt, um das subjektive Sicherheitsgefühl, das Schulbus-Phänomen, die Einstellung zum ÖPNV, das Mobilitätsverhalten und das Regelwissen zu ermitteln und die Daten der befragten Gruppen zu vergleichen.


Ergebnisse
Die Wirksamkeit der Busschule in Hilden wurde anhand der Kriterien Unfallgeschehen, Lernerfolge, Schulängste, Mobilitätsverhalten und Marketing bewertet. Sowohl im Untersuchungsraum Hilden als auch in der Kontrollstadt Ratingen erfolgten Unfalldatenaufnahmen und -analysen sowie umfangreiche Vorher-Nachher-Befragungen von etwa 2.400 Kindern an allen Grundschulen und den 5. Klassen der weiterführenden Schulen.

Unfallgeschehen
Das Gesamtunfallgeschehen im Untersuchungsraum Hilden unterscheidet sich nicht wesentlich von dem in der Kontrollstadt Ratingen, die Fallzahlen bezogen auf die Unfälle mit ÖPNV waren gering und heterogen. Eine klare Entwicklungstendenz der Unfälle über den Untersuchungszeitraum ist in beiden Städten nicht erkennbar. Grundsätzlich zeigen jedoch die Unfallarten, dass die Busschule mit ihren Inhalten an der richtigen Stelle ansetzt. Das Unfallgeschehen im Bereich ÖPNV wird durch die unfallpräventiven Ansätze der Busschule abgedeckt. Die Analysen der Unfälle haben ergeben, dass Auseinandersetzungen unter Schülern einen beachtenswerten Anteil am Unfallgeschehen ausmachen. Vor dem Hintergrund kann empfohlen werden, auch in diesem Bereich über Präventionsmaßnahmen nachzudenken. Im Rahmen der durchgeführten Untersuchung zur Wirksamkeit der Projekte Busschule und „Busbegleiter“ in Meerbusch konnte gezeigt werden, dass die Kombination derartiger Projekte sinnvoll unfallpräventiv wirksam sein kann.

Lernerfolg
Bei der Überprüfung der vermittelten Kenntnisse und Einstellungen der Kinder zu Verkehrssicherheitsaspekten im ÖPNV und zum Mobilitätsverhalten zeigte sich, dass die Lernziele der Busschule überwiegend in hohem Maße erreicht werden.

Schulängste
Die Ergebnisse der Zweitbefragung zeigten, dass der ÖPNV von den Hildener Kindern, die die Busschule besucht hatten, häufiger als gefährlich empfunden wurde. Im Vergleich mit der Erstbefragung stieg die Busfahrt z. B. im Ranking der gefährlichen Orte um 9 Stufen vom vorletzten Platz 17 auf Platz 8 auf. Die Ergebnisse wurden als erfolgreiche Sensibilisierung der Busschüler für Gefahrenmomente im ÖPNV interpretiert.

Mobilitätsverhalten
Nach dem Wechsel auf die weiterführende Schule zeigten die Kinder ein deutlich verändertes Verkehrsmittelwahlverhalten. Das zu Fuß Gehen spielte im Gegensatz zu vorher eine untergeordnete Rolle. Das Bus Fahren gewann an Bedeutung und verstärkte sich zusätzlich im Winter. Aufgrund heterogener Datenlage konnten jedoch keine eindeutigen Aussagen über die Wirkung der Busschule auf das Mobilitätsverhalten gewonnen werden.

Marketing
In den Bereichen Image und Weiterempfehlungsabsicht konnte durch die Teilnahme an der Busschule eine Verbesserung erreicht werden. Es konnte gezeigt werden, dass die Busschüler in 18 von 20 Items ein deutlich besseres Bild vom ÖPNV haben als die Kinder, die nicht an der Busschule teilgenommen haben.

Der Endbericht wird in der Schriftenreihe „Forschungsergebnisse für die Praxis“ der Eugen-Otto-Butz-Stiftung, Bd.3 zur Verfügung gestellt.