Entwicklung eines erlebnis- und sicherheitsorientierten Fahrschulkonzeptes


Projekttitel: Entwicklung eines erlebnis- und sicherheitsorientierten Fahrschulkonzeptes  Nr. 95233.1
Auftraggeber: Eugen-Otto-Butz-Stiftung 
Mittelgeber:  
Institution: Forschungsstelle Automobilwirtschaft (FAW), Bamberg
Prof. Dr. W. Meinig
Status: abgeschlossen 
Methode:  
Informationsquelle:  
Abstract: Problem
Die amtliche Straßenverkehrsunfallstatistik zeigt, dass junge Fahrer und Fahranfänger überproportional an Straßenverkehrsunfällen beteiligt sind. Die hohe Unfallbelastung wird meist auf Unerfahrenheit und erhöhte Risikobereitschaft zurück geführt. Bei der Unfallprävention hat die Ausbildung des Kraftfahrers eine besondere Bedeutung.


Untersuchungsziel
Das Ziel der Untersuchung bestand darin, ein Fahrschulkonzept zu entwickeln, das durch seine didaktische und pädagogische Konzeption bei den Fahrschülern ein sicheres, umsichtiges und verantwortungsbewußtes Fahrverhalten fördern soll. Darüber hinaus wurden Möglichkeiten untersucht, sicherheitsorientierte Fahrschulen in den Markt zu integrieren.


Vorgehen
Basis der Arbeit ist die Analyse statistischer Daten und Untersuchungen zur Erklärung der Unfallbelastung von Fahranfängern sowie des bestehenden Systems der Fahrer- und Fahrlehrerausbildung im Zusammenhang mit dem Erwerb der Fahrerlaubnis für die Fahrerlaubnisklasse 3. Das Fahrschulkonzept berücksichtigt die Rolle des Fahrlehrers als sicherheitskompetenten Pädagogen.
Bei der Frage, wie ein sicherheitsorientiertes Fahrschulkonzept in den Fahrschulmarkt integriert werden kann, werden zunächst die Bedingungen und Ziele des Kooperationsmodells Fahrschule im Autohaus behandelt. Im Anschluss daran werden Markenbildung und -positionierung des Fahrschulkonzepts thematisiert und ein Franchisesystem für sicherheitsorientierte Fahrschulen dargestellt.


Ergebnisse
Das Phasenmodell einer erlebnis- und sicherheitsorientierten Langzeitbetreuung von Fahrschülern sieht vor, in Phase 1 den gegebenen theoretischen und praktischen Teil der Fahrausbildung über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus zu erweitern. Dabei sollen fahrphysikalische Zusammenhänge und emotionale Aspekte motorisierten Fahrens berücksichtigt und die Zielgruppe in ihrer Situation angesprochen werden. Die Unterrichtseinheiten beziehen sich auf Schlüsselsituationen, die verbalisiert, systematisiert und im praktischen Unterricht eingeübt werden. Die curriculare
Grundkonzeption des praktischen Unterrichts hat das Ziel, den aktuellen Ausbildungsstand des Schülers transparent zu machen. Dazu werden die Unterrichtseinheiten in drei Phasen, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung, untergliedert. Der gegebene Stufenausbildungsplan der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände wird übernommen. Vorgeschlagen wird, Fahrsimulatoren unterrichtsvorbereitend und -begleitend einzusetzen. Eine technische Ausbildung am PKW soll den Schüler dazu befähigen, Wartungsaufgaben zu übernehmen, Störfälle zu lösen und Verantwortung für
die Funktionstüchtigkeit des KFZs zu übernehmen.
Phase 1 wird mit Bestehen der Führerscheinprüfung beendet. Lernphase 2 sieht vor, dass der Fahranfänger in einem Zeitraum von 12 Monaten vom Fahrlehrer weiter betreut wird. Eine Zwischenbetreuung dient dazu, die ersten unbegleiteten Fahrten zu unterstützen, die automatische Fahrzeugbedienung zu optimieren und Gefahrenpotentiale zu erkennen. Die Unterrichtseinheit Erfahrungsaustausch erfolgt mit dem Ziel, Fahrerfahrungen in der Gruppe auszuwerten, ein Fahr- und Selbstbeobachtungskonzept zu vertiefen, die Verkehrsteilnahme zu problematisieren und ein sicherheitsbewußtes Fahrverhalten zu motivieren.


Diskussion und Schlussfolgerungen
Die meist kognitiv bestimmten Lerninhalte und -ziele der gegebenen Fahrausbildung werden mit Hilfe didaktischer Maßnahmen um den emotionalen Bereich automobilen Fahrverhaltens ergänzt.

Curriculare Bausteine, die nach der Fahrprüfung zur Verfügung stehen, dienen dazu, den Fahranfänger in fahrtechnischen und psychischen Problembereichen zu unterstützen. Die überproportional hohe Unfallbelastung junger Fahranfänger lässt es notwendig erscheinen, dass der Fahrlehrer den Anfänger auch nach Erwerb der Fahrerlaubnis sicherheitskompetent begleitet.